Goethe: The Perspective of Mediality

  • Naumann, Barbara B. (PI)
  • Vila, Ava (PI)
  • Duncan, Roy (CoI)

Projet: Research project

Détails sur le projet

Description

Goethe medialTagung an der Universität Zürich, 15./16.11.2018Organisation:Prof. Dr. Barbara Naumann, Dr. Georges Felten und Dr. Margrit Wyder (alle UZH und Goethe-Gesellschaft, Schweiz)Exposé: Thema und Ziele der TagungDie Tagung thematisiert Goethes Mediengebrauch, und zwar in einem weiten Sinn. Als Medien sollen Mittel der Kommunikation, Repräsentation, Dokumentation und der ästhetischen Wirkung verstanden werden. Goethes eigene Praxis des Mediengebrauchs wird einen Fokus der Tagung bilden. Aus der Gegenwart wird die Tagung zugleich die digitalen Medien in den Blick nehmen, in denen Goethes Hinterlassenschaften heute aufbewahrt, verwaltet und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Tagung beabsichtigt, Fragen des Mediengebrauchs und Fragen der Überlieferung bzw. Rezeption in ihrem Zusammenhang zu beleuchten.Goethes Werk erscheint für diese Fragestellung, die eine Verbindung von historischer und gegenwärtiger Medialität untersucht, als besonders geeignet: Sowohl die fiktionalen wie die wissenschaftlichen Schriften Goethes geben breite Auskunft über medienpraktische Aspekte; Goethe war, modern gesprochen, in jeder Hinsicht ein medien-bewusster Autor. Sämtliche Bereiche seines Schaffens sind dadurch charakterisiert, was er die symbolische Verfasstheit aller Beobachtungen in Kunst und Natur nannte; und eben diese Perspektive ist es auch, die Bezügezu einem modernen Begriff von Medialität zu knüpfen erlaubt. So geht Goethe nicht von einer direkten Subjekt-Objekt-Relation aus, sondern untersucht die Modi und die Medien der Vermittlung, Übertragung, Übersetzung, Darstellung und erkenntniskritischen oder ästhetischen Einordnung des Beobachteten und Untersuchten. Dabei beschränkt sich Goethe nicht auf die seit Lessings Laokoon-Schrift (1766) eingeführte semiotische Orientierung und dessen Terminologie der Kunstmedien. Er zeigt in seinem grundsätzlich relational und symbolisch orientierten Denken die Prozesse, in denen Dinge und Beobachtungen untereinander symbolisierende und kommentierende Verhältnisse eingehen können. Genau darin liegt der Ansatzpunkt eines medialen Denkens, das sich nicht auf apparativ-instrumentelle Aspekte (im Sinne von Friedrich Kittler) reduzieren lässt, sondern mediale Übertragungsprozesse im weiten Sinne in den Blick nimmt. Goethes in vielen Kontexten und über Jahrzehnte hinweg immer wieder geäusserte Insistenz auf dem Primat der Anschaulichkeit gegenüber abstrakt-analytischen Verfahren liesse die Vermutung zu, dass insbesondere visuelle bzw. optische Medien seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Dies ist im Zusammenhang der kunsthistorischen, optischen wie botanischen Studien Goethes ohne Zweifel der Fall, doch lässt sich Goethes Mediengebrauch weder auf den Bildgebrauch, noch auf Gerätschaften allgemein beschränken. So werden in den fiktionalen Werken auch Gegenstände wie Briefe, Eigenheiten der Handschrift, Medaillon-Porträts, Kleidungsstücke, Instrumente etc. eng mit der Entfaltung von Problematiken und Handlungssträngen in Verbindung gebracht: Diese Dinge können als Medien der Gestaltung zwischenmenschlicher Bereiche erscheinen, insofern, als an ihnen sich die semiotische Lesewut und die Schicksalsgläubigkeit der literarischen Figuren entzündet. Zum einen gewinnen Dinge dadurch häufig den Status magischer Objekte. die einen bestimmten Sachverhalt nicht nur bezeichnen, sondern mit diesem in eins fallen. Zugleich aber entfalten sie mediale Eigenschaften, indem sie gegenüber den mit ihnen verbundenen Gefühlen, Geschicken und Handlungsweisen in den Hintergrund treten und doch wirkmächtig bleiben. Sie folgen einer Logik von Präsenz/Absenz und nicht der Repräsentation, und sie werden vor allem im Fall einer Störung oder Krise bemerkbar. Das mediale Objekt Goethes partizipiert damit stets an der Sache selbst und ist nicht nur Zeichen für diese. Beispielhaft liesse sich dies am Medaillon des Vaters zeigen, das Ottilie im Roman Die Wahlverwandtschaften um den Hals trägt. Die innige Verbindung von Medium und magischem Objekt bildet deshalb einen wichtigen Punkt, den die geplanten Tagungen diskutieren sollen. Ein anderer betrifft Goethes medial orientierte Kunstanschauung, insbesondere seinen Umgang mit Bildmedien, ein dritter Medien des naturwissenschaftlichen Forschens, und ein vierter die generelle Mediatisierung von Goethes Lebenswelt, von den Briefen über seine Sammlungen und die Bibliothek bis hin zu Menschen als Medien seiner Kunst- und Wissenschaftspolitik, wie z.B. dem „Lautsprecher“ (Avitall Ronell) Goethes, Eckermann, oder dem Schweizer Kunst- und Kunstgeschichtevermittler Johann Heinrich Meyer. Auch Goethes persönliche, auratisch verstärkte Vermittlerfunktion als Vorleser eigener Werke und bei der didaktischen Präsentation wissenschaftlicher Experimente wäre zu berücksichtigen. - Die breite und eigenständige Dimension des Mediums Theater als eines weiteren Rezeptions- und Vermittlungsorts Goethes soll in der Tagungsthematik hingegen keine Berücksichtigung finden, da sie eine eigene Tagung erfordern würde. Goethe medial meint indes nicht allein Goethes eigenen Mediengebrauch, sondern ebenso Goethes Rezeption, Archivierung und Vermittlung. Darunter soll nicht das breite und teilweise beliebige Spektrum von Goethes medialer Präsenz begriffen werden, das von Goethe-Sammelbildchen in historischen Werbeerzeugnissen über Goethe-Konterfeis auf Briefmarken und unzähligen Goethe-Skulpturen und Denkmälern über Andy Warhols berühmten Variationen von Tischbeins Goethe-Porträt in der Campagna über Verfilmungen von Goethe-Romanen (in jüngerer Zeit bes. Werther und Wahlverwandtschaften) bis hin zur Online-Präsentation von Editionen, Archivalien und Sammlungen zu und von Goethe reicht. (Vgl. dazu den umfangreichen Aufsatz von Gunter E. Grimm: Goethe-Bilder in den Medien des 19. und 20. Jahrhunderts, auf www.goethezeitportal.de.) Vielmehr werden aktuelle Fragen nach Speicherung und digitaler Präsentation von Goethes Werken und Sammlungen im Zentrum stehen, da in diesem Bereich - der IT-gestützten Arbeit an der und mit der literarischen Überlieferung - aktuell gravierende Umbrüche stattfinden. Sie sind für die gesamte Problematik der kulturellen Erforschung und Überlieferung des literarischen Wissens entscheidend. Verwiesen sei hier auf das Projekt PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica, das als Kooperation der Klassik Stiftung Weimar, der Digitalen Akademie Mainz und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig seit 2015 besteht und auf eine Gesamtlaufzeit von 25 Jahren berechnet ist (www.goethe-biographica.de). Die von der DFG geförderte digitale historisch-kritische Faust-Edition umfasst ihrerseits ein Archiv der Handschriften und der zu Lebzeiten erschienenen textkritisch relevanten Drucke, einen Lesetext beider Teile der Tragödie sowie Visualisierungen zur Werkgenese (http://beta.faustedition.net). Am Deutschen Seminar der Universität Zürich wird das Editionsprojekt der Briefwechsel Johann Casper Lavaters (www.lavater.uzh.ch) zurzeit als hybride Edition entwickelt. Als erstes wird in 2018 der Briefwechsel mit Goethe digital ediert.Goethe Medial und Digital Humanities - Organisatorisches:Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Vorträgen werden die Tagungsteilnehmer*innen Museumsbestände aus der Lavater-Stiftung (Zürich) einsehen und damit in Zusammenhang stehende Digitalisierungs- und Editionsprojekte (Goethe medial im Rahmen von Digital Humanities) näher kennenlernen.

StatutTerminé
Date de début/de fin réelle2/1/091/31/19

Financement

  • Institute of Infection and Immunity: 15 335,00 $ US

ASJC Scopus Subject Areas

  • Language and Linguistics
  • Medicine (miscellaneous)